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Künstlerhaus in Düsseldorf

Diplom- & Masterentwurf Sommersemester 2016

Das Künstlerhaus — Zwischen Manifest, Kult- und Wirkungsstätte

Josef Frank schrieb 1931 in seinem Artikel Das Haus als Weg und Platz: »Das moderne Wohnhaus entstammt dem Boheme-Atelier im Mansardedach«. Für Matthias Noell waren die Künstlerhäuser der klassischen Moderne vor allem ein Labor und gebaute, zur Medialisierung gedachte Manifeste der damaligen Protagonisten. Mit der Publikation des eigenen Künstlerhauses wurde nicht nur die intrinsische Beziehung von Form und Funktion oder die prototypische und vorbildliche Umsetzung spezifischer Anforderungen durch Ihre Architekur propagiert, sondern auch die räumliche Qualität und Wohnbarkeit des Neuen Bauens verdeutlicht. Das selbstgebaute und medialisierte Künstlerhaus der Vormoderne und der klassischen Moderne war somit Ausdruck einer neuen Avantgarde. Dieser Typus war aber bereits in der Rennaissance Ausdruck der Künstler und Architekten. Mit dem sozialen und kulturellen Aufstieg der Kunst und Architektur in den Rang der »artes liberales«, welcher sich in den folgenden Jahrhunderten stetig fortsetzte, wurde das Künstlerhaus zum Ausdruck dieses Bewusstseins und eine Demonstration des eigenen Genius. Idealtypische Raumschöpfungen und typologische Überlegungen entwickelten sich vor allem aber in den Epochen der Vormoderne und der klassischen Moderne.

Die Programmreferenz für die Diplom- und Masteraufgabe finden wir in der Cité Internationale des Arts in Paris. Das Gebäude beherbergt Atelier- und Wohnräume für 300 internationale Stipendiaten aus unterschiedlichsten Disziplinen und dient als Wirkungstätte der Künstler zur Entwicklung eigener künstlerischer Positionen und Werke.

Künstlerhaus in Düsseldorf

Das Haus soll 24 Stipendiaten aus unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen, wie Malerei, Film, Fotografie, Baukunst, Dichtkunst, Musik, Grafik und Bildhauerei, ein temporäres Wohn- und Arbeitsumfeld zur Weiterentwicklung Ihrer künstlerischen Sprache und Haltung bieten. Der Kontext für das Künstlerhaus ist der MedienHafen in Düsseldorf, welcher im Zuge einer Umstrukturierung zu einem Standort für die Kultur- und Kreativindustrie, als auch für Architekten und Künstler geworden ist. Wohnen und Arbeiten entfalten im Künstlerhaus ein synergetisches Potential. Es ist als Einheit von Kunst und Leben zu sehen und wurde im Verlauf der Kunst- und Architekturgeschichte wie beschrieben häufig als Manifest und Selbstausdruck des Künstlers inszeniert. Das Künstlerhaus ist fest im urbanen Gefüge und der dortigen Boheme verankert. Diese Nähe des Künstlers zum ihm umgebenden Kontext ist Teil des künstlerischen Werkes. Das Künstlerhaus soll jedem Stipendiat ein eigenes Atelier mit angegliedertem Wohnbereich bieten. Die Unterschiedlichkeit der Disziplinen provoziert dabei eine Differenzierung der Form, Größe und Ausrichtung der Ateliers. Neben den Ateliers mit Wohungen sind im Künstlerhaus auch Gemeinschaftsbereiche zu denken. Neben Lobby, Salon, Fumoir, Billardzimmer und Bibliothek zum gesellschaftlichen Austausch ist auch ein Galerie- und Ausstellungsraum für die temporäre Ausstellung der Stipendiatenarbeiten zu entwerfen. Neben der Entwicklung eines räumlichen Konzeptes mit der Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse, erfordert die Aufgabe auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem urbanen Kontext.